Diplomarbeit von Jan Olschewski
(Student Instrumentalpädagogik Klavier, 2006)
In der Diplomarbeit „Der neue Mensch“ im Spiegel des Humanismus und seiner Einflüsse auf die Musikerziehung von seinen geschichtlichen Anfängen bis heute, vorgelegt am 20. Februar 2006, schreibt der Student an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Jan Olschewski (Studienrichtung Instrumentalpädagogik Klavier) über den Klavierunterricht von Volker Voß.
Dieser Einblick in die Praxis ergab sich im Rahmen des Klaviermethodikunterrichtes an der Hochschule. Vielen Dank für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung dieses Textes:
„[…] Besonders zwei Aspekte stechen in Herrn Voß´ Unterricht hervor. Insbesondere sind mir die Schülerbezogenheit im Allgemeinen und die Schülerbezogenheit in den verwendeten Klavierschulen aufgefallen.
Es wurde in den von mir besuchten Klavierstunden von Herrn Voß besonders auf eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung geachtet, also auf eine aufgeschlossene und furchtfreie Atmosphäre im Unterricht. Der Lehrer war stets darauf bedacht, seinem Schüler ein Gefühl von „Gleichberechtigung“, was nicht auf das Fachliche aber auf das Menschliche bezogen war, zu geben.
Dies beginnt mit der Frage nach dem Befinden des Schülers, was bis in eine kleine Unterhaltung reichen kann, bis hin zum Umgangston des Lehrers in der konkreten Unterrichtssituation selbst. Kein Maßregeln oder von-oben-herab-Gebaren, sondern Einfühlungsvermögen, Verständnis und schülerorientiertes Fortschreiten der Unterrichtsinhalte.
Dies leitet zum zweiten Aspekt der Schülerbezogenheit in dieser Untersuchung über. Der Unterricht beinhaltete nicht vom Lehrer aufoktroyierte Inhalte im Musikalischen oder der Literatur. An gegebenen Stellen greift er natürlich trotzdem in die Entscheidungsfindung des Schülers ein, wenn z.B. ganz bestimmte technische Fertigkeiten anhand eines bestimmten Stückes gelernt werden sollen. Soweit es möglich ist, überlässt Herr Voß die Stückauswahl sonst seinen Schülern und passt das jeweilige Methodische daran an. Herr Voß orientiert sich an den Interessen und Vorlieben des Schülers. Somit kommen verstärkt Klavierschulen zum Gebrauch, die technische Fähigkeiten mit dem Anspruch des Schülerinteresses verbinden.
Für die ganz Kleinen werden von Herrn Voß Klavierschulen benutzt, die mit Bildern und kindgerechten Systematiken den Kindern gerechter werden, als die schmucklosen und nüchternen Klavierschulen der vergangenen Jahrzehnte. Besonders tat sich dabei die Klavierschule von Hal Leonard hervor, die nach Altersstufen gestaffelt fünf Bände vom fünfjährigen Anfänger bis zur Mittelstufe je ein Übungs- und ein Spielbuch beinhaltet. Je nach Alterstufe sind bunte Illustrationen mit kleinen Geschichten, musiktheoretischen Erläuterungen und Musikstücken verknüpft. Die Parallelen zum rousseauschen spielerischen und kindgerechten Lernen sind hier wieder zu erkennen.
Auch wird das Interesse der Schüler so berücksichtigt, dass z. B. anhand popularmusikalischer Klavierschulen unterrichtet wird. Jürgen Mosers „Rock Piano“ für Unter- und Mittelstufe sind für die an der Rockmusik interessierten Schüler im Gebrauch. Daniel Hellbachs „Easy Pop“ und „Pop Piano“ widmen sich der Popmusik und Hans-Günter Heumanns „Children’s Dancefloor Piano“ umspannt den Stilbereich der Dance- bzw. Technomusik im Übertrag auf das Klavier. Dies sind Auswirkungen eines Lernens aus eigenem Interesse bzw. eigener Motivation heraus.
Der Schüler bildet also nicht ein „Wissensgefäß“ sondern gewinnt sein Lernen und seine Motivation mit Anleitung Herrn Voß´ aus sich selbst, was eine tiefere Verinnerlichung des Gelernten zur Folge haben kann. […]“